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AutorenbildMichael Anker

Schwarze Partikel

Dunkle Zeiten gebären dunkle Bilder

schwarze partikel

Die vielen bunten Bilder – oft an Belanglosigkeit nicht zu unterbieten –, die millionenfach in den sozialen Medien geteilt werden, wollen uns das Gegenteil Glauben machen, aber ich denke die Dunkelheit verliert nichts von ihrem Reiz. Das Dunkle hatte schon immer einen berechtigten Platz in unseren Gedanken. Und es gebiert dunkle Bilder. Gerade jetzt ist es Zeit sich damit auseinanderzusetzen.


Im Moment scheint das Thema der Corona-Pandemie, mit seiner unfassbaren Bedrohung, in einigen Menschen ähnliche Ängste auszulösen, wie die unheimlichen Geschichten der Gebrüder Grimm. Das Nichtgreifbare, das Unsichtbare, das Unberechenbare – hier helfen auch keine staatlichen Statistiken weiter – wirkt wie die mystischen, sagenhaften Vorgänge in längst vergangenen Jahrhunderten. Seit einer Zeit, als noch kein künstliches Licht die Nächte erhellte, tragen wir diese dunkle Last in uns. Dagegen hilft auch kein rationales Verlangen: Dunkle Zeiten gebären dunkle Bilder.


Ich stehe als Beobachter am Rand und schaue den aktuellen pandemischen Verwerfungen zu – nicht ohne meine eigenen dunklen Gedanken zu spüren. Diese nehme ich auf und mit, wenn ich mit der Kamera hinausziehe und versuche sie in Bilder zu gießen. Dann aber draußen in der Natur, wenn das Sonnenlicht durch junges Grün im Laubwald bricht, will sich nichts von diesen dunklen Gefühlen einstellen. Alles scheint so friedlich und die Szenerien bieten nichts Bedrohliches. Der Schein kann trügen, denn auch hier kann hinter der Fassade Unerwartetes lauern: Wie wir wissen, wohnt in dem süßen Pfefferkuchenhäuschen die böse Hexe. Wartet man dann noch bis zum Sonnenuntergang, ändert sich das Bild schlagartig und die Gebrüder Grimm kommen den Waldweg hinaufgeritten. Das Spiel beginnt mit Licht und Schatten – schwarz und weiß: Das Finstere und das Helle – das Sichtbare, das Unsichtbare und das Scheinbare treffen auf dunkle Gedanken und Ängste.


Alle Fotos wurden analog im Filmformat 6x6 aufgenommen und mit einem Epson V800 digitalisiert.



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