Delhi - Jaipur - Varanasi
Es fasziniert mich immer wieder, in andere Kulturen einzutauchen. Ich liebe es, Menschen in ihrem täglichen Leben zu beobachten und daran teilzuhaben. In den Ländern Asiens zum Beispiel findet ein Großteil des Lebens auf den Straßen statt. So offen ausgebreitet kann man verhältnismäßig leicht in die jeweiligen Szenen eintauchen. In Indien erwartete mich ein Land expliziter Extreme. Es ist die größte Demokratie der Welt, mit der größtmöglichen Spreizung zwischen Armut und Reichtum. Über alle Klassen und dem scheinbar unvermeidbaren Kastenwesen der Hindus hinweg zieht sich eine enorme Spiritualität, ohne die tägliche Verrichtungen nahezu undenkbar sind. Mit ihren festen Bindungen in die jeweiligen Religionen des Hinduismus, Buddhismus, Islam oder ihren vielen Verzweigungen knüpfen die Inder ihr soziales Netz, manifestieren damit aber oft auch gesellschaftliche Hierarchien.
Wer auf der Suche nach innerem Frieden ist, kann sich dem Sog der Spiritualität in Indien kaum entziehen. In Nordindien ist eine der universellsten Weltreligionen, der Buddhismus, entstanden. Heute leben unter den rund 1,4 Milliarden Inder allerdings nur noch 6,6 Millionen Buddhisten. Für konsumgeplagte Westler halten die philosophisch-logischen und ethischen Grundsätze des Buddhismus viel Denkstoff bereit.
„War denn nicht Atman in ihm, floss denn nicht in seinem eigenen Herzen der Urquell? Ihn musste man finden, den Urquell im eigenen Ich, ihn musste man zu eigen haben! Alles andre war Suchen, war Umweg, war Verirrung. So waren Siddharthas Gedanken, dies war sein Durst, dies sein Leiden.“ (aus „Siddhartha“ von Hermann Hesse)
Im Geburtsland des Siddhartha Gautama, des späteren Buddha, lässt sich vieles nicht mit dem Verstand begreifen. Archaische Riten stehen neben modernsten Softwareanwendungen. An kleinsten Marktständen in der Altstadt von Varanasi können auch unbedeutende Beträge über einen QR-Code mit dem Smartphone bezahlt werden. Nur wenige Schritte weiter werden verstorbene Hindus an den Ghats des Ganges öffentlich eingeäschert, um der ewigen Wiedergeburt zu entgehen. Ihre Asche wird in den Fluss geschüttet. Gleich nebenan versuchen Frauen und Männer in rituellen Bädern ihre Sünden abzuwaschen. Das ist für Europäer mindestens irritierend. Das Einlassen auf Ungewohntes, die Beschäftigung mit Widersprüchlichem sind aber auch ungemein inspirierend. Diese Erfahrungen sind es, die ich auf meinen Reisen suche und aufsauge. Mitzuerleben wie eine Gesellschaft von 1,4 Milliarden Menschen sich im Aufbruch organisiert, was sie zusammenhält oder spalten könnte.
Technische Daten: Fujifilm XPRO 3
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